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Ein Nuklearer Winter: Kapitel 2

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Coffee by Scrathed

Eintrag Nr.3

ICH HAB KAFFEE GEFUNDEN!
Ernsthaft! Heute war der beste Tag seit Monaten! Gestern Abend sind mir die Bleistifte und das Papier ausgegangen, daher bin ich heute morgen los, durch die Straßen gezogen, auf der Suche nach einem Schreibwarengeschäft oder ähnlichem. Hier in der Stadt findet diese Art von Geschäften von den Überlebenden kaum Beachtung, da man dort weder auf genießbare Lebensmittel noch auf intakte Gasmaskenfilter hoffen darf.
Nach ein paar STunden hab ich neben den Ruinen einer Zoo- und Botanik-Handlung tatsächlich einen solchen Laden gefunden, hab mich mit einem Zaubertrick, bei dem meine Machete und die ziemlich marode Holztür eine gewisse Rolle gespielt haben, hineinbegeben und mir zusammengesucht, was ich brauchte. Ich hab noch ein wenig herumgestöbert und den Aufenthaltsraum der Angestellten auf den Kopf gestellt, und da hab ich, neben verschimmelten Keksen eine große Dose mit einer verschlossenen Packung Kaffee gefunden! Einfach so! Lag da seit Monaten, von niemandem gefunden, von niemandem beachtet. Also hab ich ihn eingepackt und mitgenommen. Seit sechs Monaten der erste Kaffee!
Das doofe ist halt nur, dass ich ihn auch durch den Strohhalm schlürfen muss, und das geht mit Kaffee eigentlich nicht... aber man muss Opfer bringen.

Damit aber nicht genug bin ich noch eben in die Tierhandlung daneben geschlüpft, was nicht weiter schwer war, da von der Fassade nicht das geringste übrig war und das Haus wie ein aufgesägter Brustkorb aussah, in dem man die faszinierenden inneren Organe beobachten konnte.
Drinnen erwartete mich ein schreckliches Bild.
Viele der Tiere waren in Terrarien gehalten worden und waren entweder vom Einsturz des Hauses getötet worden oder sie starben einen langsamen Tod durch erfrieren. Doch schlimmer als die Skellette und Kadaver der Reptilien, Amphibien und Fische, deren Aquarien zerschellt im gesamten Raum verteilt lagen, waren die wenigen intakten Glaskästen, in denen mitunter grauenvoll entstellte Tiere lagen... Die Auswirkungen der radioaktiven Strahlung höchstwahrscheinlich. Ein grüner Leguan, der von Kopf bis Schwanzspitze mit tumorartigen Beulen übersät war, war eine der schlimmsten Exemplare.
Für Forschungszwecke wollte ich ein paar der armen Wesen zeichnen, habe es aber nicht übers Herz gebracht, weil ich diesen Anblick nicht ertragen konnte. Das hat mich echt an die Grenzen meiner in den letzten Monaten antrainierten Gleichgültigkeit gebracht.
Ach was rede ich, ich hab geheult.
War nicht sehr gut für meine Gasmaske, aber... naja.
Da auf dem Schild draußen noch vage die Buchstaben für "Botanik" zu erkennen waren, hab ich auch noch die anderen Stockwerke abgeklappert. Weiter Oben befanden sich jedoch nur zwei Büros der Ladenbesitzer und eine sehr zerstörte Wohnung, von der praktisch nichts mehr zu erkennen war, sie lag im Dachgeschoss.
Also hab ich den Keller inspiziert. Der hatte unter dem Einsturz am wenigsten gelitten, in jenem waren offenbar früher die Pflanzen gezüchtet worden. Den Aufschriften nach war da alles mögliche an exotischen Pflanzen bei, aber wie zu erwarten war, hatte der Großteil die Kälte und den Wassermangel nicht überlebt und war jämmerlich verdorrt und erfroren.
Ich hab noch ein bisschen nützlichen Kleinkram finden können, Scheren, Messer und ein paar Notizblöcke, und noch anderes Gerümpel, das halt noch in meinen Rucksack passte. Ein wahrer Goldfund allerdings befand sich in einem kleinen, unscheinbaren Metallschrank in der hintersten Ecke des Raumes. Er war fest verriegelt, ich musste ihn mit der Machete aufstemmen und als er endlich aufsprang, zischte es, als ob er luftdicht abgeriegelt gewesen wäre. Dort lagen, gebettet in eine Petrischale mit Blumenerde, fünf kleine, unscheinbare bräunliche Samen. Das war das einzige in diesem safe-artigen Schrank.
Die Dinger schienen von großer Wichtigkeit gewesen zu sein, daher hab ich sie vorsichtig in eines der Weckgläser, die so herumstanden, gesetzt und das Glas mit Stoffstücken ausgepolstert, damit die Samen nicht beschädigt werden konnten. Die leise Hoffnung, diese kleinen Setzlinge zu neuem Leben zu erwecken, ergriff von mir Besitz und das war erst einmal das Wichtigste in diesem Moment.
Als ich einige Zeit später wieder im Einkaufszentrum angekommen war, hab ich das Glas mit den Samen in einem Fach meiner Schrankwände versteckt und das Fach so hergerichtet, dass man eventuell die Samen aufziehen könnte. Die nächsten Tage werde ich mal schauen, ob ich in einem alten Elektro- oder Sportgeschäft eine Infrarot-Lampe finden kann, die sich irgendwie mit nem Akku oder ner Batterie betreiben lässt, um den Samen die nötige Wärme zu spenden.
Ab jetzt hat mein Leben vorerst nur noch den Sinn, diesen kleinen Funken Hoffnung keimen und reifen zu lassen, um vor meinem oder unser aller Tod noch ein Mal eine grüne Pflanze zu sehen.


Was mir grad noch einfällt, ganz anderes Thema, ich hab vorhin Cass nach ihrer Verfolgungsjagd gefragt, als ich ihr auf dem Flur begegnet bin. Wie gesagt, die Wissenschaftler scheinen nicht viel von mir zu halten... denn... sie drehte sich zu mir und man konnte förmlich durch die Gasmaske spüren, wie sie nur eine Augenbraue hob, sonst keine Mine verzog. Dann drehte sie sich um und ging.
Sowas war ja zu erwarten. Cipher hat mich später aufgeklärt und meinte, sie sei draußen von einem dieser Mutantenviechern, einem riesigen Regenwurm, überrascht worden, der die beiden Schränke zerfleischt und sie verfolgt habe, sie sei ihm aber um Haaresbreite entkommen. Keine Ahnung wie viel davon stimmt, aber falls das tatsächlich so sein sollte, sollte ich auf jeden Fall noch mehr trainieren!

Das wärs dann aber erstmal für heute, ist ja auch genug passiert...

Nun denn, genießt eine angenehme Nachtruhe, möge Sucellos über euch wachen!

- Callirius, der Bewahrer des grünen Lebens
In dem Rius einen (ihm) lebenswichtigen Fund macht, eine schaurige Zoohandlung untersucht und von einer Wissenschaftlerin ignoriert wird.

Jawoll, ein weiterer Eintrag von Callirius, langsam gehts ans Eingemachte und ich kann mit einer vernünftigen Story anfangen :D 
Ich verspreche euch,  in den nächsten Einträgen wirds auch langsam mal spannend :D

Zum Prolog
Zu Kapitel 1

Und Toasters Kapitel 1 

Ich hoffe, die Story gefällt euch noch immer! 
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GelangweilterToaster's avatar
Wieder ein cooler Einrag^^ Die Beschreibung von den armen Tieren hat mir nen Schauer über den Rücken gejagt .____.
Bin echt mal gespannt, was weiter passieren wird! Das mit den Pflanzen Samen ist natürlich interessant.

Das Bild am Anfang ist aber auch genial XD Rius so übelst am feiern mit der Kaffeedose in der Hand und im Hintergrund Cass mit diesem wtf "Ausdruck" XD herrlich! 8D